Der Markt zwischen Sättigung und Zurückhaltung

DAT-Barometer Juni 2023

Pkw-Kaufplaner | E-Autos

Die Entwicklung des Automobilmarktes in Deutschland ist aktuell stark von der wirtschaftlichen Situation geprägt. Neuwagenzulassungen resultieren oft noch aus Bestellungen vom Vorjahr. Besonders Firmenfuhrparks tauschen derzeit (z. T. nach überdurchschnittlicher Haltedauer) ihre Fahrzeuge, während die private Neuwagen-Nachfrage eher schwach ist. Hinzu kommt: Die Nachfrage auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist sehr verhalten. Der Bedarf ist zwar vorhanden, aber hohe Preise schrecken in der angespannten Gesamtsituation (allgemein steigende Kosten) oftmals ab. Betrachtet man die Elektrofahrzeuge, so sorgen bei gewerblichen Zulassungen wahrscheinlich Mitnahmeeffekte vor Ablauf der Förderung für steigende Zulassungen. Die private Nachfrage ist eher verhalten und daher könnte man vermuten, der Markt für E-Fahrzeuge sei vorerst gesättigt – zumindest bei Endverbrauchern. Die wahrscheinlichste Wahl der Motorart ist bei den Gebrauchtwagen- wie bei den Neuwagenkaufplanern weiterhin der Verbrenner. Bei Letztgenannten liegen die Hybride aber fast gleich auf, gefolgt von BEV. Diese batterieelektrisch angetriebenen Pkw spielen wiederum unter den Gebrauchtwagenkaufplanern (14%) eine noch untergeordnete Rolle. Eine grundsätzliche Skepsis zu E-Autos ist bei vielen Kaufplanern noch vorhanden, wobei deutlich unterschieden werden muss, welche Antriebsart demnächst angeschafft werden soll. Wer die Anschaffung eines E-Autos plant, für den ist dieses in hohem Maße ein perfektes Alltagsauto. Diesem Personenkreis „genügen“ etwas mehr als 360 km Reichweite, und es würde bei knapp 80% der Käufer als Erstwagen genutzt werden.

Der Markt zwischen Sättigung und Zurückhaltung

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Benziner bleiben gefragteste Motorart: Wer sich momentan in einem Autokaufprozess befindet, der tendiert stark zu Verbrennungsmotoren. Im Drei-Jahres-Trend wird bei den Neuwagenkaufplanern deutlich, dass sich Benziner und Diesel nach oben entwickelt haben, während rein batterieelektrische Pkw (BEV) in der Gunst der Kaufplaner gesunken sind. Benziner (31%), Hybride (30%) und BEV (26%) liefern sich derzeit also ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bei den Gebrauchtwagen-Kaufplanern werden Benziner deutlich (41%) vor allen Antriebsarten präferiert, mit Abstand folgen Hybride (27%) und Diesel-Pkw (16%). Bei BEV stieg die Zustimmung von 4 über 9 auf aktuell 14%. Hierbei spielt das deutlich größere Angebot auf dem BEV-Gebrauchtwagenmarkt im Vergleich zu vor zwei Jahren eine nicht unerhebliche Rolle.

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Gebrauchte E-Autos rücken etwas mehr in den Fokus: Befragt man alle Kaufplaner, wie sie zu gebrauchten Elektroautos stehen, so bleibt das Bild auch im Drei-Jahres-Trend klar. Die Mehrheit der Endverbraucher würde ein BEV nur als Neuwagen kaufen. Die Zustimmung zu einem BEV-Jahreswagen ist allerdings in den letzten drei Jahren deutlich gestiegen – von 30 auf 40 bis aktuell auf 44%. Die Vorstellung, sich ein gebrauchtes BEV anzuschaffen, das älter als 12 Monate ist, kommt nur für 12% infrage. Aber auch das ist eine Steigerung zu den Vorjahren (2021: 7%; 2022: 10%). Interessant ist die Veränderung bei denjenigen, die ein gebrauchtes BEV klar ablehnen: Von 69 über 67 auf 61% ist diese Gruppe geschrumpft, während das Interesse an gebrauchten BEV besonders bei den Jahreswagen zugelegt hat.

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Benzin-Kaufplaner sehen BEV weiter kritisch: Wer aktuell den Kauf eines BEV plant, hat komplett andere Ansichten als die Kaufplaner von Benzinern. Am deutlichsten zeigt sich dies bei den Zustimmungswerten zur Umweltfreundlichkeit von BEV bei ihrer Nutzung (84% vs. 40%), der Meinung, BEV seien die Antriebstechnologie der Zukunft (69% vs. 30%) oder auch, dass ein BEV ein perfektes Alltagsauto darstelle (64% vs. 23%). Ein ebenfalls großer Unterschied liegt in der Zustimmung oder Ablehnung der Aussage „Technologie noch nicht ausgereift. Warte weitere Entwicklungen ab“. 66% der Benzin-Kaufplaner stimmen dieser Aussage zu, bei den BEV-Kaufplanern immerhin auch 40%. Diese wiederum sehen in der staatlichen Förderung einen höheren Kaufanreiz (75%) als die Benzin-Kaufplaner (30%).

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Nutzung eines BEV als Erst- oder Zweitwagen für viele noch unklar: Befragt man diejenigen, die den Kauf eines Benziners planen, wie sie die Nutzung eines E-Autos sehen, so ist ein BEV für beinahe die Hälfte (49%) ein Zweitwagen. 27% würden ihn als Hauptwagen einsetzen, und beinahe ebenso viele (24%) sind sich unschlüssig. Ganz anders das Bild bei den BEV-Kaufplanern: Nur 19% würden diesen als Zweitwagen einsetzen, wohingegen die überwiegende Mehrheit (79%) in einem BEV das Hauptfahrzeug sieht. Wenn es um die gewünschte Reichweite eines BEV geht, so käme diese Zielgruppe mit 366 km Reichweite aus. Wer dagegen den Kauf eines Benziners plant, der erwartet bei einem BEV eine Reichweite von durchschnittlich 448 km, damit dieser Pkw die mobilen Bedürfnisse abdeckt und für ihn attraktiv ist.

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Gebrauchtwagen bleiben teuer, aber leichter Rückgang erkennbar: Der Höhenflug der Gebrauchtwagenpreise ist offenbar vorbei, denn die Verkaufspreise der drei Jahre alten Gebrauchtwagen sind ein weiteres Mal gesunken. Benziner werden zu 69,2%, Diesel zu 67,8% ihres ehemaligen Listenneupreises verkauft. Vergleichbare gebrauchte BEV bleiben mit 61,5% deutlich auf Abstand. Die BEV-Gebrauchtwagenpreise werden allerdings durch den sogenannten Tesla-Effekt noch stärker unter Druck geraten. Durch die massiven Preissenkungen bei neuen Tesla-Modellen werden gebrauchte Tesla nicht mehr zu den derzeitigen Angebotspreisen verkauft werden können. Das wird sich auch auf Gebrauchtwagen anderer Hersteller auswirken, die mit Tesla im Wettbewerb stehen.

Methodik Das DAT-Barometer ist eine Momentaufnahme aus primär-/sekundärspezifischen Automarkt-Daten. Für die Befragung privater Pkw-Kaufplaner (Mai 2023) wurde im Auftrag der DAT eine repräsentative Stichprobe von 1.064 Online-Interviews (CAWI) über die GfK im Zeitraum 05.-10.05.2023 durchgeführt. Die Datengewichtung erfolgte nach KBA-Pkw-Bestand (Marke u. Motorart).

Der Markt zwischen Sättigung und Zurückhaltung

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Statement von Axel Schäfer, Geschäftsführer Bundesverband Betriebliche Mobilität e.V., zum aktuellen DAT-Barometer

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Unternehmen können ein wesentlicher Treiber der Mobilitätswende sein. Das belegt das DAT-Ba- rometer. Dass bei vielen Unternehmen ein Umdenken und ein Umbau hin zu einem nachhaltigeren Fuhrpark stattfindet, zeigt das Investitionsverhalten der Unternehmen und die aktuelle Auswertung. Mit 19 Prozent haben die alternativen Antriebe insgesamt erstmals die Benziner überholt und Diesel- fahrzeuge verzeichnen weiterhin einen Rückgang in den Fuhrparks. Doch rein elektrische Fahrzeuge liegen dennoch erst bei knapp neun Prozent. Der Hochlauf wird durch Reduktion und schließlich ab September mit dem Wegfall der Förderung für Unternehmen wesentlich gebremst werden. 

Erfreulich ist allerdings, dass der Anteil an reinen Elektrofahrzeugen den von Plug-In-Hybriden über- steigt. Doch die „Mogelpackung“ macht dennoch mit 42 Prozent einen großen Anteil an den alternati- ven Antrieben. Was aber auch deutlich wird ist, dass der Hochlauf an Elektrofahrzeugen noch auf sich warten lässt. Gründe dafür könnten zum einen die Skepsis der Dienstwagenfahrenden sein – immer- hin wollen 32 Prozent zurück zu Verbrennern. Das macht deutlich, dass eine Wende und Verhalten- sänderung nur funktionieren wird, wenn die Menschen überzeugt, ja begeistert werden. Außerdem machen die Fuhrpark- und Mobilitätsverantwortlichen deutlich, dass es noch immer an dem Ausbau der Ladeinfrastruktur mangelt. Das spiegelt sich in der Meinung von 81 Prozent wider, die angeben, dass die Flotte nicht in der Lage wäre, alle Strecken rein batterieelektrisch zurückzulegen. 

Hieran zeigt sich ein immenser Handlungsbedarf seitens der Politik. Der Ausbau der Ladeinfra- struktur muss weiter angekurbelt werden, damit Elektromobilität sich langfristig durchsetzen kann. Und – ein viel wesentlicherer Schritt, damit die Elektrifizierung nicht ins Stocken gerät – die Förder- maßnahmen müssen wieder für Unternehmen zugelassen werden. Der Wegfall der Förderungen
ab September 2023 ist fatal und kommt zu früh. Es zeigt sich, dass Elektrofahrzeuge noch nicht ausreichend in den Fuhrparks verankert sind. Durch das Auslaufen der Maßnahmen für den gewerb- lichen Sektor könnte die Mobilitätswende erheblich ins Stocken geraten. Wir fordern daher dringend eine Überarbeitung der Fördermaßnahmen. Das Handeln der Politik ist notwendig! Und auch in den Unternehmen gibt es mehr als genug zu tun. Die Verantwortlichen müssen sich nach und nach von gewohnten Routinen verabschieden sowie Prozesse und Konzepte im Dienste einer gesamtheitlichen Herangehensweise an die betriebliche Mobilität auf den Prüfstand stellen. 

 

Autokauf unter weiter schwierigen Bedingungen

Das nächste DAT-Barometer 
erscheint am 27. Juli 2023

Grundsätzliche Hinweise:

…ins Leben gerufen, um die Diskussion um den Diesel zu versachlichen. Gemäß dem Auftrag der DAT, als neutrale Instanz die Daten der Automobilbranche zu sammeln, anzureichern und diese wieder strukturiert dem Markt zur Verfügung zu stellen, konnte eine umfangreiche Wissensplattform geschaffen werden. Diese soll unter dem Namen DAT-Barometer auch weiterhin als Grundlage all denjenigen dienen, die sich in öffentlichen Diskussionen über Themen aus der Automobilbranche vorzugsweise auf Fakten als auf Meinungen stützen. Die unterschiedlichen Perspektiven (private Autokaufplaner, Pkw-Halter, Automobilhändler, Fuhrparkverantwortliche) der einzelnen Veröffentlichungen zeigen hierbei das Spektrum des Marktes und dessen Sicht auf die individuelle Mobilität

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Barometer Juni 2023 (PDF)

Alle Details zu bisherigen Themen, schneller Zugriff auf alle Grafiken, einfache Recherche
sämtlicher Daten – rückwirkend bis 2017.

Sämtliche im DAT-Barometer enthaltenen Angaben sind urheberrechtlich geschützt.
Nachdruck und fotomechanische/digitale Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe
„Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT)“. Kommerzielle Nutzung, auch auszugsweise, nur nach vorheriger Zustimmung der DAT.

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