Der Automarkt zwischen Hoffen und Bangen

DAT-Barometer Oktober 2022

Schwerpunkt Pkw-Halter

Während der Gebrauchtwagenmarkt im September auf dem Niveau der Vormonate verharrte, generierten die Neuzulassungen ein Plus. Dafür verantwortlich waren die zeitversetzten Bestellungen, die nun ausgeliefert und zugelassen wurden. Ein Indikator für rosigere Zeiten ist das nicht, zumal die kumulierten Ergebnisse sowohl auf dem Neu- wie auf dem Gebrauchtwagenmarkt deutlich unter dem Vorjahr liegen. Auch wenn E-Autos bislang nur einen geringen Anteil an den Neuzulassungen ausmachen, sind im positiven Sinne die guten Wachstumsraten (+70% gegenüber dem Vorjahreszeitraum) bei den neu zugelassenen E-Autos auffällig. Insofern und auch unter dem Gesichtspunkt der hehren Ziele der Bundesregierung bzgl. Elektromobilität ein guter Zeitpunkt, sich mit der Sicht privater Pkw-Halter auf E-Mobilität auseinanderzusetzen.

Bei der Frage nach Werkstattbesuchen ist sich gut ein Drittel der Pkw-Halter sicher, dass diese bei E-Autos seltener werden. Deutlich mehr Befragte denken aber, dass Werkstattbesuche und auch Unfallreparaturen bei E-Autos teurer ausfallen. Das Fachwissen der Werkstattmitarbeiter spielt hierbei eine zentrale Rolle. Etwas mehr als die Hälfte der Pkw-Halter glaubt, dass nur spezialisierte Werkstätten E-Autos reparieren können. Interessant ist hierbei die Kompetenzeinschätzung der „eigenen“ Werkstatt: Fast die Hälfte glaubt, dass sie dazu in der Lage wäre, gut ein Drittel traut es ihr nicht zu. Skeptisch sind sehr viele Pkw-Halter bei möglichen Zusatzkosten, die bei E-Autos auf sie zukommen könnten. Das betrifft die Bereiche Entsorgung bzw. Verwertung, aber auch die Versicherungskosten dieser Fahrzeuge.

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Der Automarkt zwischen Hoffen und Bangen Neuzulassungen und Besitzumschreibungen nach Antriebsarten (Anteile)

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Elektrifizierte Gebrauchtwagen kaum relevant: Bei den Neuzulassungen spielen die alternativen Antriebsarten mit 46% bereits eine wichtige Rolle. Hingegen machen diese bei den Besitzumschreibungen erst 7% aus. Im Detail verteilen sich die jeweiligen alternativen Antriebsarten sehr unterschiedlich: Bezogen auf die rein batterieelektrischen Pkw (BEV) machen diese unter sämtlichen alternativen Antrieben im Neuwagenbereich bereits ein Drittel aus (insgesamt 272.473 Pkw). Bei den Besitzumschreibungen entfallen innerhalb der alternativen Antriebe nur 18% auf BEV (insgesamt 53.078 Pkw). Eigentlich zählen die mHEV nicht zu den alternativen Antrieben, sondern zu den Verbrennern. Die korrekte Zuordnung nach Diesel und Benzin liegt für Besitzumschreibungen beim KBA leider nicht vor.

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Mit E-Autos höhere Werkstattkosten befürchtet: Die repräsentativ befragten Pkw-Halter sehen bei E-Autos grundsätzlich einen veränderten Servicebedarf: Unabhängig davon, ob sie ein E-Auto besitzen oder nicht, denken 34%, dass Werkstattbesuche seltener werden. Zwar ist es schwierig, die Kompetenz einer Werkstatt von Laien beurteilen zu lassen, dennoch ist es interessant, dass gleich-zeitig aber fast die Hälfte (48%) glaubt, dass Werkstattbesuche mit E-Autos teurer werden. Und auch bei Unfallreparaturen glaubt etwas mehr als die Hälfte der Pkw-Halter (53%), dass eine höhere Rechnung drohen wird.

DAT-Barometer 2021 Automobiles Wissen beginnt mit uns.

Spezialwissen in Fachwerkstätten benötigt: Auf die Frage „Bezweifeln Sie, dass Ihre Werkstatt imstande ist, ein E-Auto zu reparieren“, antworteten 31% mit „Ja“, 43% mit „Nein“, und 26% waren sich unschlüssig. Im Vergleich zu der Befragung von vor einem Jahr ist damit das Vertrauen in die eigene Werkstatt gestiegen. Hinzu kommt: 56% der Pkw-Halter glauben, dass nur spezialisierte Betriebe E-Autos reparieren können. Die Aktivitäten der beiden großen Kfz-Verbände ZDK und ZKF mit „E-Car-Service“ und „Fachbetrieb für E-Mobilität“ gehen ebenfalls in diese Richtung, da sie durch Signalisation mit diesen Hinweisschildern an den Werkstätten Kompetenz zeigen.

Der Automarkt zwischen Hoffen und Bangen

Pkw-Halter sehen Entsorgung von E-Autos kritisch: Was die Anschaffung von E-Autos betrifft, so präferieren 30% ein Leasingmodell, 43% den klassischen Besitz, 27% konnten sich nicht entscheiden. Mit ein Grund für ein Leasingmodell kann die Sicherheit in Bezug auf Wertverlust oder später anfallende Kosten sein. Grundsätzlich gaben 37% der Pkw-Halter an, sich aufgrund der E-Prämien intensiver mit E-Mobilität auseinandergesetzt zu haben. In diesem Kontext spielt auch der ökologische Gedanke in Bezug auf Batterien eine Rolle: 75% der Pkw-Halter sehen deren Entsorgung kritisch. Sie denken, dass es hierfür noch zu wenige Lösungen oder Konzepte gibt.

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Pkw-Halter befürchten höhere Kosten bei Versicherungen für E-Autos: Die Mehrheit der Pkw-Halter (62%) befürchtet, dass sie für die Entsorgung von E-Autos (etwa nach einem Unfall oder ab einem gewissen Alter des E-Fahrzeugs, wenn die Verschrottung ansteht) zur Kasse gebeten werden. Dies könnte z. B. in Form einer höheren Versicherungsprämie geschehen. Konkret nach den Versicherungen gefragt, denken 52%, dass diese für E-Autos in Zukunft deutlich teurer werden. Gut 24% glaubt das nicht, und weitere 24% können oder wollen hierzu keine Angaben machen.

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DAT-Barometer 2021 Automobiles Wissen beginnt mit uns.

DAT-Barometer 2021 Automobiles Wissen beginnt mit uns.Die Mobilitätswende ist längst im Fuhrpark- und Mobilitätsmanagement angekommen. Doch der Umbau in Richtung Alternative Antriebe dauert seine Zeit. Diese haben zwar mit Benzinern gleichgezogen und wachsen – doch lange nicht so wie man es durch die Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit glauben würde. Förderungen und medialer Hype sind eben noch keine
hinreichende Entscheidungsgrundlage für Unternehmen. Die Entscheidung für alternative Antriebe ist im Wesentlichen abhängig von der Relevanz für die
eigenen Mobilitätsanforderungen und der Verfügbarkeit, die derzeit noch immer ein Problem darstellt. Erfreulicherweise zeigen die Ergebnisse des DAT-Barometers allerdings, dass mittlerweile alle befragten Fuhrparkleitenden mindestens ein Fahrzeug mit alternativem Antrieb in der Flotte einsetzen. Ein wichtiger Schritt hin zur Mobilität der Zukunft. Klar ist aber auch, dass eine Mobilitätswende kein radikaler Umbruch sein kann. Damit der Prozess gelingt, bedarf es Übergangstechnologien und angemessene politische Rahmenbedingungen. Ein bereits angegangenes Problem ist die Förderung der Plug-in-Hybride. Wir als Fuhrparkverband
haben die Förderung schon lange kritisiert, da Plug-in-Hybride nachweislich keinen
großen Anteil an der Reduzierung der CO2-Emissionen haben. In den meisten Fällen wird das
Fahrzeug als Verbrenner betrieben. Die Ergebnisse des DAT-Barometers zeigen, dass 51 Prozent
der Fuhrparkverantwortlichen denken, dass es Dienstwagenfahrer gibt, die den Plug-in-Hybrid
ausschließlich als Verbrenner fahren. Wir haben schon lange vor der Mogelpackung gewarnt und
gefordert, dass eine Förderung an eine adäquate Stromnutzung von 50 Prozent gekoppelt sein
muss. Nun hat die Regierung entschieden, die Förderung zum Ende des Jahres 2022 ganz auslaufen
zu lassen. Begründung: Sie seien inzwischen marktgängig und brauchen keine Förderung
mehr. Es wird sich zeigen, ob das die bessere Lösung ist. Um die Mobilitätswende voranzutreiben, muss sich noch einiges ändern – insbesondere beim Thema Ladeinfrastruktur. Nicht nur der Ausbau der Ladesäulen, sondern vor allem auch die Bekämpfung der Monopolstellung sowie des Tarifdschungels sind vonnöten. Da ist es begrü.enswert, dass 84 Prozent der Fuhrparkverantwortlichen das Problem selbst angehen und Lademöglichkeiten
am Arbeitsplatz bieten. Hinsichtlich der betrieblichen Mobilität besteht Handlungsbedarf, aber wir befinden uns auf dem richtigen Pfad.

Methodik Das DAT-Barometer ist eine Momentaufnahme aus primär-/sekundärspezifischen Automarkt-Daten. Für die Verbraucherbefragung (September 2022) wurde im Auftrag der DAT eine repräsentative Stichprobe von 1.094 Online-Interviews (CAWI) über die GfK im Zeitraum 12.–16.09.2022 durchgeführt. Die Datengewichtung erfolgte nach KBA-Pkw-Bestand (Marke u. Motorart).

Das nächste DAT-Barometer 
erscheint am 28. November 2022

Grundsätzliche Hinweise:

…ins Leben gerufen, um die Diskussion um den Diesel zu versachlichen. Gemäß dem Auftrag der DAT, als neutrale Instanz die Daten der Automobilbranche zu sammeln, anzureichern und diese wieder strukturiert dem Markt zur Verfügung zu stellen, konnte eine umfangreiche Wissensplattform geschaffen werden. Diese soll unter dem Namen DAT-Barometer auch weiterhin als Grundlage all denjenigen dienen, die sich in öffentlichen Diskussionen über Themen aus der Automobilbranche vorzugsweise auf Fakten als auf Meinungen stützen. Die unterschiedlichen Perspektiven (private Autokaufplaner, Pkw-Halter, Automobilhändler, Fuhrparkverantwortliche) der einzelnen Veröffentlichungen zeigen hierbei das Spektrum des Marktes und dessen Sicht auf die individuelle Mobilität

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Barometer Oktober 2022 (PDF)

Alle Details zu bisherigen Themen, schneller Zugriff auf alle Grafiken, einfache Recherche
sämtlicher Daten – rückwirkend bis 2017.

Sämtliche im DAT-Barometer enthaltenen Angaben sind urheberrechtlich geschützt.
Nachdruck und fotomechanische/digitale Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe
„Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT)“. Kommerzielle Nutzung, auch auszugsweise, nur nach vorheriger Zustimmung der DAT.

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