Unruhige Zeiten auf allen Ebenen

DAT-Barometer März 2022

Schwerpunkt Elektromobilität

Unruhige Zeiten auf allen Ebenen

Auch der Automobilmarkt befindet sich in unruhigen Zeiten. Der Krieg in der Ukraine hat deutliche Auswirkungen auf den Neu- und Gebrauchtwagenmarkt in Deutschland. Dies betrifft nicht nur die extrem gestiegenen Spritpreise, sondern es fehlen durch mangelnde Halbleiter, Kabelbäume oder Rohstoffe auch zahlreiche Neuzulassungen. Sehr lange Lieferzeiten sind somit vorprogrammiert. Dadurch wächst der Druck auf dem Gebrauchtwagenmarkt, denn individuelle Mobilität ist weiterhin gefragt. Im Neuwagenbereich betrifft das, neben den klassischen Verbrennern, auch Fahrzeuge mit elektrifiziertem Antrieb. Apropos Antriebsarten: Mit Hilfe einer präziseren Klassifikation der Antriebsarten durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) können nun Neuzulassungen exakter aufgeschlüsselt werden. Dadurch wird deutlich, dass insbesondere Pkw mit Benzin-, aber auch mit Dieselantrieb weiterhin den Markt dominieren. Der Anteil (echter) alternativer Antriebsarten in den beiden ersten Monaten 2022 liegt nach Zuordnung der Mildhybride zu den klassischen Verbrennern damit nur noch bei 27%. Rein batteriebetriebene Fahrzeuge (BEV) machten 13% aller Neuzulassungen aus. Fragt man die Pkw-Halter nach ihrer Absicht, auf ein BEV umzusteigen, so ist die Situation äußerst durchwachsen. 10% könnten sich einen Umstieg in den nächsten zwei Jahren vorstellen, bei 36% liegt dieser Zeitpunkt aber weiter in der Zukunft und ein Drittel lehnt es ab. Passend hierzu ist die Aussage, dass 67% aller Pkw-Halter eher noch die weiteren Innovationen dieser Antriebstechnologie abwarten. Die Autokäufer suchen derzeit also vermehrt auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt nach Fahrzeugen mit Verbrennertechnologie, was bei dem derzeit geringen Angebot die Standzeiten niedrig und die Preise auf hohem Niveau hält.

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Gemischte Vorzeichen auf dem Automobilmarkt

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Gemischte Vorzeichen auf dem Automobilmarkt

Neu- und Gebrauchtwagenmarkt weit unter Vor-Corona-Jahr 2019: Während 2020 von harten Lockdowns und den damit verbundenen Schließungen der Automobilbetriebe sowie Zulassungsstellen gekennzeichnet war, hatte das Jahr 2021 mit den Auswirkungen von Werksschließungen und unterbrochenen Lieferketten zu kämpfen. Die Folge: Neu- und Gebrauchtwagen waren knapp – bei anhaltend hoher Nachfrage. In 2022 setzte sich dies fort, und der Mangel an Halbleitern wurde durch den Krieg in der Ukraine weiter verschärft. Nun kommen Lieferschwierigkeiten bei Kabelbäumen und Rohstoffen aus Russland und der Ukraine hinzu. Im Januar und Februar 2022 konnten gerade einmal 384.624 Pkw neu zugelassen werden, 938.108 Pkw wechselten den Besitzer. Damit liegt der Neuwagenmarkt 28% unter dem Vor-Corona-Jahr 2019, der Gebrauchtwagenmarkt 19% unter dem Wert von 2019.

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Gemischte Vorzeichen auf dem Automobilmarkt

Rund ein Viertel echte alternative Antriebsarten auf dem Neuwagenmarkt: Die Analyse der Fahrzeuge nach Diesel, Benzin und anderen Antriebsarten unterlag in den vergangenen Jahren wegen der Mildhybrid-Antriebe (mHEV) einer stetig gewachsenen Unschärfe. mHEV können nicht rein elektrisch fahren, sie besitzen aber einen 48-Volt-Startergenerator und werden daher zu den alternativen Antrieben gerechnet. Nun erlaubt eine neue Klassifikation des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) eine exaktere Analyse: Rechnet man die mHEV zu den Verbrennern, ergibt dies einen Dieselanteil von 28% statt 21%, Benziner steigen von 36% auf 45%. Die echten alternativen Antriebsarten vereinen dann nur noch 27% auf sich. Sie setzen sich zu 13% aus rein elektrisch (BEV) angetrieben Pkw, 10% Plug-in-Hybriden (PHEV), 3% Vollhybriden (HEV) und einem Prozent Gasfahrzeuge zusammen.

DAT-Barometer 2021 Automobiles Wissen beginnt mit uns.

Pkw-Halter begegnen BEV-Umstieg verhalten optimistisch: Die Pkw-Halter wurden für den DAT-Report 2022 befragt, ob und wie ihre Umstiegspläne auf ein rein elektrisches Fahrzeug (BEV) aussehen. Die Stichprobe ist repräsentativ für alle Pkw-Halter in Deutschland. Zum Zeitpunkt der Befragung Ende 2021 konnten sich 31% nicht vorstellen, auf einen batterieelektrischen Pkw (BEV) umzusteigen. 36% sieht einen Umstieg in mehr als drei Jahren, jeder Zehnte in den nächsten zwei Jahren. Unentschlossen ist fast jeder Vierte. Diese Absichtserklärungen wurden durch eine weitere Frage ergänzt. Der Aussage „BEV sind bezogen auf die Technologie noch nicht ausgereift, warte weitere Entwicklung noch ab“ stimmten 67% zu, 9% nicht. Damit ist die große Mehrheit in Warteposition auf einen weiteren Technologiesprung.

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Standzeiten von Dieseln deutlich unter Benziner: Die Verweildauer von Gebrauchtwagen vom Zeitpunkt des Eingangs beim Händler bis zum Verkauf wird als Standzeit bezeichnet. Diese lag bei gebrauchten Benzinern in den vergangenen zwölf Monaten i.d.R. über der von gebrauchten Diesel-Pkw. Seit Ende 2021 wird nun der Abstand zwischen Benzinern und Diesel größer – im Februar betrug die Differenz 14 Tage (Benziner standen 88 Tage, Diesel 74). Die Knappheit bei Dieselfahrzeugen insgesamt verbunden mit einer hohen Nachfrage sorgt für spürbar kürzere Standzeiten.

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Werte dreijähriger Pkw auf Rekordniveau: Die Preise für Gebrauchtwagen stiegen auch zu Beginn des Jahres 2022 weiter an. Der Gebrauchtwagenmarkt insgesamt ist durch die Knappheit im Neuwagenmarkt stark beeinflusst. Es fehlen Inzahlungnahmen beim Neugeschäft, junge Gebrauchtwagen durch nicht getätigte Zulassungen auf Vermieter, Werksmitarbeiter, Händler oder Firmenfuhrparks. Drei Jahre alte Benzin-Gebrauchtwagen konnten im Februar noch für 66,8% ihres ehemaligen Listenneupreises verkauft werden, vergleichbare Diesel für 64,3%. Beides sind Werte die vor der Pandemie eher von zwei Jahre alten statt drei Jahre alten Pkw erzielt wurden.

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DAT-Barometer 2021 Automobiles Wissen beginnt mit uns.

DAT-Barometer 2021 Automobiles Wissen beginnt mit uns.„Nachhaltigkeit wird im Fuhrpark- und Mobilitätsmanagement immer wichtiger. Sie ist heutzutage ein selbstverständlicher Teil der Unternehmensstrategie – oder sollte es sein. Unternehmen entscheiden nach ökologischen, aber notweniger Weise auch nach betriebswirtschaftlichen Kriterien. Mobilitätsanforderungen müssen erfüllt werden, die passenden Fahrzeuge oder Alternativen lieferbar sein. Deswegen kann eine Mobilitätswende auch kein radikaler Umbruch sein, sondern ist ein Prozess, der Übergangstechnologien, intelligente Lösungen und die richtigen politischen Rahmenbedingungen braucht. Alternative Antriebe, neue Technologien, Themen wie eFuels und neue Konzepte für betriebliche Mobilität sind ein Mittel, um den Weg zu einer nachhaltigen betrieblichen Mobilität zu bereiten. Die steuerlichen Anreize zeigen nach den vorliegenden Ergebnissen des DAT-Barometers Wirkung. Natürlich beeinflussen sie Entscheidungen in den Unternehmen. Allerdings sind die Förderungen häufig zu wenig differenziert, Beispiel Plug-In-Hybride. Das ist eher ein Geschenk an die Autoindustrie zur Erreichung der CO2-Ziele. Grundsätzlich ist die Förderung der E-Mobilität zwar gut, aber mit Blick auf den ökologischen Fußabdruck bei Plug-In-Hybriden eher eine Mogelpackung. Eine Förderung muss nach unserer Ansicht – und da stehen wir nicht alleine – an eine adäquate Stromnutzung von mindestens 50 Prozent gekoppelt werden. Aber bei aller Kritik, die Förderung umweltfreundlicher Technologie an sich ist zu begrüßen. Doch wenn der Staat eingreift, sollte alles ein wenig strukturierter und auch Bedarfen der Unternehmen gerechter werden. Problem: Es ist gefährlich, Scheuklappen anzulegen, sich nur auf E-Mobilität zu fokussieren und den Blick auf andere alternative Antriebe nicht zu wollen. Alle Möglichkeiten, Emissionen zu reduzieren sollten gleich gefördert werden. Aber klar ist auch: Subventionierungen auf Dauer können nicht zielführend sein.“

Methodik 

Das DAT-Barometer ist eine Momentaufnahme aus primär- und sekundärspezifischen Daten des Automarkts. Für den DAT-Report 2022 wurde durch die GfK 2.022 Autofahrer/Pkw-Halter im Oktober 2021 befragt (Fragebogen via Access-Panel/CAWI). Alle Stichproben sind gewichtet und daher repräsentativ für alle Pkw-Halter in Deutschland. Weitere Informationen auf report.dat.de.

Das nächste DAT-Barometer 
erscheint am 26. April 2022

Grundsätzliche Hinweise:

…ins Leben gerufen, um die Diskussion um den Diesel zu versachlichen. Gemäß dem Auftrag der DAT, als neutrale Instanz die Daten der Automobilbranche zu sammeln, anzureichern und diese wieder strukturiert dem Markt zur Verfügung zu stellen, konnte eine umfangreiche Wissensplattform geschaffen werden. Diese soll unter dem Namen DAT-Barometer auch weiterhin als Grundlage all denjenigen dienen, die sich in öffentlichen Diskussionen über Themen aus der Automobilbranche vorzugsweise auf Fakten als auf Meinungen stützen. Die unterschiedlichen Perspektiven (private Autokaufplaner, Pkw-Halter, Automobilhändler, Fuhrparkverantwortliche) der einzelnen Veröffentlichungen zeigen hierbei das Spektrum des Marktes und dessen Sicht auf die individuelle Mobilität

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Barometer März 2022 (PDF)

Alle Details zu bisherigen Themen, schneller Zugriff auf alle Grafiken, einfache Recherche
sämtlicher Daten – rückwirkend bis 2017.

Sämtliche im DAT-Barometer enthaltenen Angaben sind urheberrechtlich geschützt.
Nachdruck und fotomechanische/digitale Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe
„Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT)“. Kommerzielle Nutzung, auch auszugsweise, nur nach vorheriger Zustimmung der DAT.

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