Gemischte Vorzeichen auf dem Automobilmarkt

DAT-Barometer Februar 2022

Schwerpunkt Rahmenbedingungen

Gemischte Vorzeichen auf dem Automobilmarkt

Das Jahr 2022 steht unter turbulenten Vorzeichen: Die Lieferschwierigkeiten auf dem Neuwagenmarkt werden ebenso ein Thema bleiben wie Elektrifizierung – mit all ihren Herausforderungen für Handel, Endverbraucher, Infrastruktur und Automobilindustrie. Aus Sicht der Zulassungs- und Besitzumschreibungszahlen ist das Jahr 2022 verhalten positiv gestartet. Die Neuzulassungen liegen fast 9% über dem Vorjahresmonat, der Gebrauchtwagenmarkt entwickelt sich mit einem Plus von knapp 6% weiterhin stabil. Speziell der Gebrauchtwagenmarkt läge deutlich stärker im Plus, wenn es mehr Gebrauchtwagen gäbe. Das macht sich besonders bei den Fahrzeugwerten, aber auch bei den Standtagen bemerkbar: Die Werte der dreijährigen Gebrauchtwagen liegen auf Rekordhöhe, und bei den Standzeiten (besonders bei Dieselfahrzeugen) setzt sich die kürzere Verweildauer auf den Höfen der Händler fort. In der Rückschau auf die beiden Corona-Jahre 2020 und 2021 waren die Schwankungen auf beiden vom KBA erfassten Märkten – bedingt durch Lockdowns und den damit verbundenen schwierigen Voraussetzungen wie beispielsweise geschlossenen Zulassungsstellen – sehr deutlich sichtbar. 2022, so sieht es derzeit aus, wird als Übergangsjahr für alle Beteiligten vermutlich kein einfaches Autojahr werden, verhaltener Optimismus ist aber geboten. Nicht aus dem Auge verlieren sollte man bei der Analyse des Automobilmarktes stets die getrennte Betrachtung von Bestand, Neuzulassungen und Besitzumschreibungen. Besonders bei den alternativen Antriebsarten sind die Neuzulassungen – gepusht durch Prämien und Steuervorteile – wesentlich stärker elektrifiziert als der Gebrauchtwagenmarkt oder der Bestand mit seinen rund 48 Mio. Pkw.

E-Mobilität und Werkstatt

Gemischte Vorzeichen auf dem Automobilmarkt

Neuzulassungen und Besitzumschreibungen über Vorjahr

Gemischte Vorzeichen auf dem Automobilmarkt

Neuzulassungen und Besitzumschreibungen über Vorjahr: Der Automobilmarkt begann das neue Jahr mit positiven Vorzeichen. Mit 184.112 Neuzulassungen (+8,5%) und 471.804 Besitzumschreibungen (+5,6%) konnte der Januar 2022 besser als der Vorjahresmonat starten. Vor einem Jahr herrschte allerdings noch ein flächendeckender Lockdown, daher sind die Zahlen nur bedingt vergleichbar. Betrachtet man die alternativen Antriebsarten, so waren 10% aller Neuzulassungen im Januar 2022 mit einem Plug-In-Hybridmotor (PHEV) ausgestattet, rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) erreichten 11%. Anders verhielt es sich bei den Besitzumschreibungen: Dort waren nur 1% PHEV und 1% BEV. Somit bleibt der Gebrauchtwagenmarkt für elektrifizierte Pkw weiterhin sehr überschaubar.

Antriebsarten

Gemischte Vorzeichen auf dem Automobilmarkt

Alternative Antriebe bislang nur unter Neuwagen ausgeprägt: Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) unterscheiden sich Neuzulassungen und Besitzumschreibungen sowie der Pkw-Bestand nach alternativen Antriebsarten deutlich: Bei den Besitzumschreibungen und im Pkw-Bestand machten Benziner den größten Anteil aus (fast zwei Drittel), Diesel erreichten rund ein Drittel, und alternative Antriebsarten kamen auf einen Anteil von 5%. Unter allen Neuzulassungen im Jahr 2021 waren dagegen 37% Benziner, 20% Diesel, und 43% zählten zu den alternativen Antriebsarten. Bei letztgenannten machen sich deutlich die staatlichen Förderprämien bemerkbar. Bis der Bestand, der von den Neuzulassungen gespeist wird, vollkommen elektrifiziert ist, wird es also noch einige Zeit dauern.

Standzeiten

Diesel-Gebrauchtwagen stehen kürzer als Benziner: Beim Handel hat sich bereits Anfang 2021 eine Veränderung bemerkbar gemacht. Gebrauchte Diesel standen erstmals wieder kürzer als Benziner. Noch 2019 lagen die Standzeiten der Diesel deutlich über denen der Benziner, 2020 hat sich die Lage etwas entspannt, und 2021 sowie im Januar 2022 waren die Diesel-Gebrauchtwagen deutlich stärker nachgefragt als Benziner. Die Gründe hierfür sind vielfältig. So können das knappe Angebot an Diesel-Pkw insgesamt oder die hohen Benzinpreise für eine stärkere Nachfrage bei Dieselfahrzeugen sorgen. Derzeit steht ein Diesel-Gebrauchtwagen 77 Tage, ein Benzin-Gebrauchtwagen 89 Tage, bevor er verkauft wird.

PKW Wertentwicklung Detail

Gebrauchtfahrzeugwerte steigen, Preisniveaus von Dieseln und Benzinern nähern sich wieder an: Nach dem Neustart im Jahr 2022 konnte der Handel seine Gebrauchtwagen erneut zu deutlich höheren Preisen verkaufen. Mit 64,5% des ehemaligen Listenneupreises bei Benzinern und 62,3% bei Dieseln lagen beide Werte nochmals über dem Vorjahr. Der Trend der gestiegenen Preise hat sich bereits seit dem 2. Halbjahr 2021 abgezeichnet. Die Situation auf dem Neuwagenmarkt (lange Lieferzeiten, Halbleitermangel) macht sich weiterhin auf dem GW-Markt bemerkbar, hinzu kommt die weiterhin knappe Ware aufgrund der nicht getätigten Neuzulassungen aus den Vorjahren. 

Gemischte Vorzeichen auf dem Automobilmarkt

PKW Wertentwicklung Trend

Im Langzeittrend werden die seit der Diesel-Krise variierenden Gebrauchtfahrzeugwerte je nach Kraftstoffart sichtbar. Im Jahr 2017 entfernten sich Werte von Diesel- und Benzingebrauchtwagen um beinahe fünf Prozentpunkte voneinander. Während der Jahre 2018 und 2019 konnte eine parallele Entwicklung mit diesem Abstand beobachtet werden. Mit Beginn der Corona-Pandemie und der hohen Nachfrage nach Gebrauchtwagen begannen sich diese beiden Wertniveaus wieder anzugleichen – bei gleichzeitigem Anstieg auf Rekordhöhen.

Wie denken Pkw-Halter über E-Mobilität?

DAT-Barometer 2021 Automobiles Wissen beginnt mit uns.

DAT-Barometer 2021 Automobiles Wissen beginnt mit uns.„Nachhaltigkeit wird im Fuhrpark- und Mobilitätsmanagement immer wichtiger. Sie ist heutzutage ein selbstverständlicher Teil der Unternehmensstrategie – oder sollte es sein. Unternehmen entscheiden nach ökologischen, aber notweniger Weise auch nach betriebswirtschaftlichen Kriterien. Mobilitätsanforderungen müssen erfüllt werden, die passenden Fahrzeuge oder Alternativen lieferbar sein. Deswegen kann eine Mobilitätswende auch kein radikaler Umbruch sein, sondern ist ein Prozess, der Übergangstechnologien, intelligente Lösungen und die richtigen politischen Rahmenbedingungen braucht. Alternative Antriebe, neue Technologien, Themen wie eFuels und neue Konzepte für betriebliche Mobilität sind ein Mittel, um den Weg zu einer nachhaltigen betrieblichen Mobilität zu bereiten. Die steuerlichen Anreize zeigen nach den vorliegenden Ergebnissen des DAT-Barometers Wirkung. Natürlich beeinflussen sie Entscheidungen in den Unternehmen. Allerdings sind die Förderungen häufig zu wenig differenziert, Beispiel Plug-In-Hybride. Das ist eher ein Geschenk an die Autoindustrie zur Erreichung der CO2-Ziele. Grundsätzlich ist die Förderung der E-Mobilität zwar gut, aber mit Blick auf den ökologischen Fußabdruck bei Plug-In-Hybriden eher eine Mogelpackung. Eine Förderung muss nach unserer Ansicht – und da stehen wir nicht alleine – an eine adäquate Stromnutzung von mindestens 50 Prozent gekoppelt werden. Aber bei aller Kritik, die Förderung umweltfreundlicher Technologie an sich ist zu begrüßen. Doch wenn der Staat eingreift, sollte alles ein wenig strukturierter und auch Bedarfen der Unternehmen gerechter werden. Problem: Es ist gefährlich, Scheuklappen anzulegen, sich nur auf E-Mobilität zu fokussieren und den Blick auf andere alternative Antriebe nicht zu wollen. Alle Möglichkeiten, Emissionen zu reduzieren sollten gleich gefördert werden. Aber klar ist auch: Subventionierungen auf Dauer können nicht zielführend sein.“

Methodik

Das DAT-Barometer ist eine Momentaufnahme aus primär- und sekundärspezifischen Daten des Automarkts. Monatlich werden hierzu umfangreiche Auswertungen vorgenommen, darunter aus Datenbanken der DAT und des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA).

Das nächste DAT-Barometer 
erscheint am 23. März 2022

Grundsätzliche Hinweise:

…ins Leben gerufen, um die Diskussion um den Diesel zu versachlichen. Gemäß dem Auftrag der DAT, als neutrale Instanz die Daten der Automobilbranche zu sammeln, anzureichern und diese wieder strukturiert dem Markt zur Verfügung zu stellen, konnte eine umfangreiche Wissensplattform geschaffen werden. Diese soll unter dem Namen DAT-Barometer auch weiterhin als Grundlage all denjenigen dienen, die sich in öffentlichen Diskussionen über Themen aus der Automobilbranche vorzugsweise auf Fakten als auf Meinungen stützen. Die unterschiedlichen Perspektiven (private Autokaufplaner, Pkw-Halter, Automobilhändler, Fuhrparkverantwortliche) der einzelnen Veröffentlichungen zeigen hierbei das Spektrum des Marktes und dessen Sicht auf die individuelle Mobilität

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Barometer Februar 2022 (PDF)

Alle Details zu bisherigen Themen, schneller Zugriff auf alle Grafiken, einfache Recherche
sämtlicher Daten – rückwirkend bis 2017.

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Nachdruck und fotomechanische/digitale Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe
„Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT)“. Kommerzielle Nutzung, auch auszugsweise, nur nach vorheriger Zustimmung der DAT.

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