Der Handel verwaltet den Mangel

DAT-Barometer September 2022

Schwerpunkt Pkw-Halter

Der Automobilmarkt steht still. Mit knapp unter 200.000 neu zugelassenen Pkw und nur rund 475.000 Besitzumschreibungen war nicht nur der Monat August ein eher schwacher Monat, sondern bereits seit Jahresbeginn zeigt sich eine rückläufige Entwicklung. Kumuliert liegt der Neuwagenmarkt 2022 10% unter dem Vorjahr, und bei den Besitzumschreibungen sieht es mit -17% noch schlechter aus. 

Sei es wegen steigender Energie- und Lebenshaltungskosten oder massiven Lieferengpässen, Fakt ist: Die Menschen haben derzeit offenbar andere Themen auf ihrer Agenda als den Autokauf – auch was die intensive Beschäftigung mit E-Mobilität betrifft. Immerhin: Die Akzeptanz für rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) ist leicht gestiegen. 17% würden sich beim nächsten Autokauf dafür entscheiden. Diese Pkw sind – im Gegensatz zu Plug-In-Hybriden – auch bei Privatpersonen gefragt: Von allen neu zugelassenen BEV ist in diesem Jahr gut die Hälfte auf diese Haltergruppe zugelassen worden. Die Plug-In-Hybride bleiben dagegen weiterhin fest in gewerblichen Händen. Beim Thema Akku und dessen Lebensdauer könnte man vermuten, dass sich der eine oder andere Pkw-Käufer eher für ein Leasingmodell statt für den klassischen Kauf entscheidet – aber dem ist nicht so. Kaufen und besitzen ist nach wie vor wichtiger als leasen und nur nutzen. 

Bei den Fahrzeugwerten verbleiben diese bei E-Autos weiter deutlich unter den Werten der Verbrenner. Gebrauchte BEV erzielen derzeit etwas mehr als die Hälfte ihres ehemaligen Listenneupreises, Diesel und Benziner liegen deutlich darüber. Diese verharren nach einem rasanten Anstieg in den letzten Monaten nun seit April 2022 auf einem (hohen) Niveau.

Stillstand und kein Ende in Sicht?

Stillstand und kein Ende in Sicht?

Stillstand und kein Ende in Sicht?

Stillstand und kein Ende in Sicht?

Leicht gestiegene Akzeptanz alternativer Antriebsarten: Befragt man die Pkw-Halter, also Personen, die seit durchschnittlich vier Jahren ihr Fahrzeug besitzen, welche wahrscheinlichste Motorart beim nächsten Kauf infrage käme, so würden sich 17% für ein BEV entscheiden, 22% für ein PHEV. Die meisten (40%) bevorzugten wie bei der letzten Befragung vor einem Jahr einen Benziner. Der Wunsch
nach einem BEV (+3 Prozentpunkte) oder PHEV (+ 1 Prozentpunkt) ist im Verlauf des vergangenen Jahres nur leicht gestiegen.

Stillstand und kein Ende in Sicht?

Stillstand und kein Ende in Sicht?

BEV-Neuzulassungen haben hohen Privatkundenanteil: Von allen 1,6 Mio. seit Jahresbeginn neu zugelassenen Pkw entfallen ein Drittel auf private, zwei Drittel auf gewerbliche Halter. Dies ist seit vielen Jahren eine Art ungeschriebenes Gesetz. Betrachtet man aber nur die BEV- und PHEV-Neuzulassungen, gibt es bezüglich der Halterstruktur Unterschiede: Bei allen neu zugelassenen BEV (insgesamt 228.084 Einheiten) beträgt der Privatkundenanteil 51% – und ist damit höher als bei der Summe aller Neuzulassungen. Dagegen vereinen PHEV, die besonders für Dienstwagenberechtigte attraktiv sind, nur einen Privatkundenanteil von 33% auf sich.

Stillstand und kein Ende in Sicht?

Auseinandersetzung mit E-Prämie/E-Auto als Erst- oder Zweitwagen: Seit Beginn der E-Prämie im Jahr 2020 rückt die E-Mobilität noch stärker in den Fokus. Die Auseinandersetzung ist dadurch allerdings nicht gestiegen, sondern leicht gesunken: 37% der Pkw-Halter bestätigten eine intensivere Beschäftigung mit diesem Thema, vor einem Jahr waren es noch 39%. Etwas über die Hälfte sagt klar „nein“, und 12% haben dazu keine Meinung. Auf die Frage, wie ein E-Auto eingesetzt würde, bestätigten 38%, dass sie es als zusätzlichen Pkw verwenden würden. Als Ersatz für den bestehenden Wagen würden 44% ein E-Auto nutzen. 18% waren sich unschlüssig oder wollten dazu keine Aussage treffen.

Stillstand und kein Ende in Sicht?

Leasing für E-Autos weiterhin eher nicht im Fokus: Ähnlich wie vor einem Jahr waren auch aktuell die Pkw-Halter nicht von Leasingverträgen überzeugt, wenn es um die Beschaffung eines E-Autos geht. Wichtig: Es handelt sich bei den Befragten um Pkw-Halter, nicht um Pkw-Kaufplaner. Das bedeutet, ein Autokauf steht aktuell nicht an, aber die Zahlen zeigen, dass nach wie vor die Mehrheit (43%) kein Leasing in diesem Zusammenhang nutzen würde. Eine große Zahl ist sich bei dieser Frage auch komplett unschlüssig (27%), während 30% klar für ein Leasingmodell plädieren würden.

Stillstand und kein Ende in Sicht?

Stillstand und kein Ende in Sicht?

Gebrauchtwagenwerte verharren auf hohem Niveau: Der monatelange steile Anstieg der Gebrauchtwagenpreise scheint ans Ende gekommen zu sein. Seit April 2022 ist bei den dreijährigen Gebrauchtwagen kaum Bewegung zu sehen. Benziner werden beim Handel für 67,7% des ehemaligen Listenneupreises verkauft, Diesel für 65,1%. Interessant ist die Entwicklung der gebrauchten BEV, deren Stückzahlen weiterhin sehr gering sind. Sie haben sich nach einer steilen Entwicklung nach unten wieder gefangen und verharren ebenfalls – wenn auch deutlich niedriger als Verbrenner – auf einem stabilen Niveau. Sie erreichen derzeit 55,4% ihres ehemaligen Listenneupreises.

Stillstand und kein Ende in Sicht?

DAT-Barometer 2021 Automobiles Wissen beginnt mit uns.

DAT-Barometer 2021 Automobiles Wissen beginnt mit uns.Die Mobilitätswende ist längst im Fuhrpark- und Mobilitätsmanagement angekommen. Doch der Umbau in Richtung Alternative Antriebe dauert seine Zeit. Diese haben zwar mit Benzinern gleichgezogen und wachsen – doch lange nicht so wie man es durch die Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit glauben würde. Förderungen und medialer Hype sind eben noch keine
hinreichende Entscheidungsgrundlage für Unternehmen. Die Entscheidung für alternative Antriebe ist im Wesentlichen abhängig von der Relevanz für die
eigenen Mobilitätsanforderungen und der Verfügbarkeit, die derzeit noch immer ein Problem darstellt. Erfreulicherweise zeigen die Ergebnisse des DAT-Barometers allerdings, dass mittlerweile alle befragten Fuhrparkleitenden mindestens ein Fahrzeug mit alternativem Antrieb in der Flotte einsetzen. Ein wichtiger Schritt hin zur Mobilität der Zukunft. Klar ist aber auch, dass eine Mobilitätswende kein radikaler Umbruch sein kann. Damit der Prozess gelingt, bedarf es Übergangstechnologien und angemessene politische Rahmenbedingungen. Ein bereits angegangenes Problem ist die Förderung der Plug-in-Hybride. Wir als Fuhrparkverband
haben die Förderung schon lange kritisiert, da Plug-in-Hybride nachweislich keinen
großen Anteil an der Reduzierung der CO2-Emissionen haben. In den meisten Fällen wird das
Fahrzeug als Verbrenner betrieben. Die Ergebnisse des DAT-Barometers zeigen, dass 51 Prozent
der Fuhrparkverantwortlichen denken, dass es Dienstwagenfahrer gibt, die den Plug-in-Hybrid
ausschließlich als Verbrenner fahren. Wir haben schon lange vor der Mogelpackung gewarnt und
gefordert, dass eine Förderung an eine adäquate Stromnutzung von 50 Prozent gekoppelt sein
muss. Nun hat die Regierung entschieden, die Förderung zum Ende des Jahres 2022 ganz auslaufen
zu lassen. Begründung: Sie seien inzwischen marktgängig und brauchen keine Förderung
mehr. Es wird sich zeigen, ob das die bessere Lösung ist. Um die Mobilitätswende voranzutreiben, muss sich noch einiges ändern – insbesondere beim Thema Ladeinfrastruktur. Nicht nur der Ausbau der Ladesäulen, sondern vor allem auch die Bekämpfung der Monopolstellung sowie des Tarifdschungels sind vonnöten. Da ist es begrü.enswert, dass 84 Prozent der Fuhrparkverantwortlichen das Problem selbst angehen und Lademöglichkeiten
am Arbeitsplatz bieten. Hinsichtlich der betrieblichen Mobilität besteht Handlungsbedarf, aber wir befinden uns auf dem richtigen Pfad.

Methodik Das DAT-Barometer ist eine Momentaufnahme aus primär-/sekundärspezifischen Automarkt-Daten. Für die Verbraucherbefragung (September 2022) wurde im Auftrag der DAT eine repräsentative Stichprobe von 1.094 Online-Interviews (CAWI) über die GfK im Zeitraum 12.–16.09.2022 durchgeführt. Die Datengewichtung erfolgte nach KBA-Pkw-Bestand (Marke u. Motorart).

Das nächste DAT-Barometer 
erscheint am 24. Oktober 2022

Grundsätzliche Hinweise:

…ins Leben gerufen, um die Diskussion um den Diesel zu versachlichen. Gemäß dem Auftrag der DAT, als neutrale Instanz die Daten der Automobilbranche zu sammeln, anzureichern und diese wieder strukturiert dem Markt zur Verfügung zu stellen, konnte eine umfangreiche Wissensplattform geschaffen werden. Diese soll unter dem Namen DAT-Barometer auch weiterhin als Grundlage all denjenigen dienen, die sich in öffentlichen Diskussionen über Themen aus der Automobilbranche vorzugsweise auf Fakten als auf Meinungen stützen. Die unterschiedlichen Perspektiven (private Autokaufplaner, Pkw-Halter, Automobilhändler, Fuhrparkverantwortliche) der einzelnen Veröffentlichungen zeigen hierbei das Spektrum des Marktes und dessen Sicht auf die individuelle Mobilität

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Barometer September 2022 (PDF)

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sämtlicher Daten – rückwirkend bis 2017.

Sämtliche im DAT-Barometer enthaltenen Angaben sind urheberrechtlich geschützt.
Nachdruck und fotomechanische/digitale Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe
„Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT)“. Kommerzielle Nutzung, auch auszugsweise, nur nach vorheriger Zustimmung der DAT.

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